„Machen Sie von Ihrem Stimmrecht Gebrauch!“ - Die Juniorwahl 2025 am Lüttfeld-Berufskolleg

„Auf jede Stimme kommt es an“! - Eine Projektwoche am Lüttfeld-Berufskolleg zur Bundestagswahl 2025, bei der auch die „Juniorwahl 2025“ durchgeführt wurde.

Lemgo. AmLüttfeld-Berufskolleg fand vom 17.2. bis zum 21.2.2025 eine große "Projektwoche zur Bundestagswahl 2025" statt. Im Rahmen der Projektwoche wurden die Themen "Vielfalt und Demokratie", "Populismus", "Wahlprogramme" und "Wahlablauf" ansprechend und praxisnah vermittelt. Für die Klassen des Lüttfeld-Berufskollegs belief sich das Angebot jeweils auf vier Schulstunden, in denen vier Stationen durchlaufen wurden. Zum Abschluss der Angebots, das in der HBZ-Aula stattfand, gehörte die Teilnahme an der Juniorwahl 2025.

In einer Video-Botschaft forderte der Landrat Dr. Axel Lehmann die Schülerinnen und Schüler des Lüttfeld-Berufskollegs zur Teilnahme an der Bundestagswahl 2025 auf: „Ich bitte Sie, gehen Sie hin, wählen Sie. Machen Sie die beiden Kreuze für die Erst- und für die Zweitstimme.“ Er lieferte in seiner Video-Botschaft den Schülerinnen und Schülern plausible Argumente dafür, warum sie sich für Politik und besonders für die politischen Entscheidungen, die im Bundestag getroffen werden, interessieren sollten. Der Bundestag bestimme das Leben der Menschen in Deutschland, auch der jungen Menschen. Hierfür nannte er anschauliche Beispiele, etwa das Deutschlandticket oder die Ausbildungsförderung. Schließlich appellierte der Landrat an die Schülerinnen und Schüler: „Machen Sie von Ihrem Stimmrecht Gebrauch. Auf Ihre Stimme kommt es auch an, wie Deutschland sich weiterentwickelt, auch und gerade für junge Menschen.“

Bemerkenswert war, dass viele Schülerinnen und Schüler noch große Fragezeichen in Bezug auf ihre Wahlentscheidung hatten. Durch das Projekt erhielten sie die Möglichkeit, sich intensiv mit dem Wahlvorgang auseinanderzusetzen und anregende Einblicke in politische Themen zu gewinnen, die zukünftig von großer Bedeutung sein werden. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich so eine eigene politische Meinung bilden!

Zu dem Angebot gehören auch zusätzliche Projekte: die "OMAS GEGEN RECHTS in Detmold" boten einen Workshop zum Thema "Die Würde des Menschen ist unantastbar!?" an. Sie diskutierten mit Schülerinnen und Schüler darüber, was die Würde des Menschen mit dem Demokratieverständnis zu tun haben.

Der Projektleiter im Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Lippe Dr. Frank Oliver Klute hielt einen Workshop zum Thema "Wahlprogramme" ab. In der Ankündigung hieß es: "Die Bundestagswahl steht bevor - doch welche Parteien setzen sich für Themen ein, die für Schülerinnen und Schüler relevant sind? Was ist mit Freizeitangeboten, Lehrstellen, dem öffentlichen Nahverkehr, Investitionen in Schulen sowie Sport- und Schwimmhallen? Welche Positionen gibt es zur Demokratie, dem Verfall der Debattenkultur und Sicherheit in den Städten? Lasst es uns gemeinsam herausfinden und diskutieren!" Zudem gab es mehrere Workshops von Demokratiebotschafterinnen und Demokratiebotschafter des Lüttfeld-Berufskollegs, bei denen es um die Themen „Die EU – Europa verstehen“ und „Rechtsextremismus bekämpfen“ ging.

Die Schulleitung dankt schließlich allen, die sich an der Projektwoche zur Bundestagswahl 2025 beteiligten. Ein großer Dank gilt insbesondere den Klassen, die zusammen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern die Angebote wahrnahmen und die vier Stationen durchliefen, zudem den Schülerinnen und Schülern, die sich als Wahlhelferinnen und Wahlhelfern engagierten. Auch den Demokratiebotschafterinnen und Demokratiebotschaftern der Schule sei für ihre Angebote gedankt. Die Lehrer Daniel Jung und Patrick Kamps initiierten und organisierten das Projekt zur Bundestagswahl 2025, der Lehrer Florian Lindenberg plante und realisierte die „Juniorwahl 2025“. An der Konzeption und der Betreuung einzelner Stationen beteiligten sich zudem die Lehrkräfte Huriye Calik, Philipp Eckert, Herbert Jochmann, Lennart Losch und Dominik Müller. Auch hierfür gilt allen ein besonderer Dank. Zudem haben Dr. Frank Oliver Klute und den „OMAS GEGEN RECHTS in Detmold“ zusätzliche Workshops angeboten, wofür ihnen herzlich zu danken sei. Das Lüttfeld-Berufskolleg setzt sich ausdrücklich für die Förderung der Demokratie ein. Mit dem Projekt zur Bundestagswahl 2025 werden Schülerinnen und Schüler darauf vorbereitet, ihre Rechte und Pflichten in einer demokratischen Gesellschaft wahrzunehmen.

 

Die Lippische Landeszeitung berichtete über das Projekt des Lüttfeld-Berufskollegs zur Bundestagswahl 2025: „Und plötzlich liegt die „Solidarität“ am Boden. Die jungen Männer stöhnen enttäuscht auf. Den Baustein aus Holz, beklebt mit dem Begriff, hatte die Gruppe von angehenden Zerspanungstechnikern soeben in einem über bunte Bänder fein austarierten Prozess gemeinsam angehoben und auf die „Gerechtigkeit“, die „Freiheit“ und die „Sicherheit“ gestapelt – bevor der sogenannte „Tower of Power“ krachend in sich zusammenfiel. „Tja, es hat niemand behauptet, dass es leicht wäre, zusammen die Demokratie aufzubauen“, sagt Lehrer Lennart Losch und lacht. Er lehrt unter anderem Politik und betreut diese Station der Wahl-Projektwoche am Lüttfeld-Berufskolleg. Es seien genau solche Momente, die dabei helfen würden, die Inhalte „vom Kopf ins Herz“ zu transportieren, betont auch Daniel Jung, einer der Initiatoren. Inhalte wie: Demokratie bedeutet auch Gemeinschaft. Zusammenhalt. Respekt.

„Was hat Demokratie mit mir zu tun?“ Diese Frage schwebt über allem. Jede Schülergruppe, die alle vier Stationen durchlaufen hat, geht am Ende ins Wahlbüro in der Aula. „Etwa 500 bis 600 Schüler werden wir bis Freitag hier durchjagen’“, hofft Jung. Die Wahlzettel gleichen den regulären, sind allerdings blau, damit es am Ende keine Verwechslungen gibt. Die Ergebnisse dieser offiziellen Juniorwahl, die deutschlandweit an Schulen durchgeführt wird, werden am Sonntag parallel zur Bundestagswahl veröffentlicht.

„Wir haben an unserer Schule sehr viele Erstwählerinnen und-wähler“ – was den Anstoß gab, die bereits zweite Projektwoche dieser Art umzusetzen. Es gehe darum, Wissenslücken aufzufüllen, allerdings nicht im Kern. „Wir spüren die Spaltung der Gesellschaft sehr stark auch im Klassenzimmer“, sagt Jung. „Alles wird bestimmt von: Ich habe recht, du hast unrecht.“ Die Projektwoche solle ein Gesprächsanlass sein. Vier Unterrichtsstunden sind dafür vorgesehen. „Und in dieser geballten Zeit wird viel diskutiert“, berichtet die stellvertretende Schulleiterin Ines Fleck. „Ein gutes Zeichen.“

Eine der vier Stationen behandelt das Thema Populismus. Anhand eines Experiments, bei dem die Schüler selbst als Teil einer erdachten Polit-Agentur solche verkürzten Botschaften formulieren sollen, werde deutlich, wie gefährlich sie sind. Ein Rezeptblatt gibt Tipps, wie ein guter „Populismus-Cocktail“ zu mixen sei. „Teile die Welt in, das Volk’ und „die da oben“, lautet eine Anweisung, „schüre Angst und Wut und definiere Sündenböcke“, eine andere. „Mobilisiere durch emotionale Botschaften – je schlechter die Stimmung, umso besser für dich!“ Die Schüler suchen sich dann Fotos aus – ein Treck von Flüchtenden, eine „perfekte“ blondhaarige Familie im Park – und texten selbst diese Slogans. „Viele haben regelrecht Hemmungen, solche krassen Sprüche herauszuhauen“, erzählt Lehrer Jung. Das Gute sei, dass man dem Muster, sobald man es einmal durchschaut hat, nicht mehr ausgeliefert sei.

Das Berufskolleg sei eine Schule mit einer „unendlichen Anzahl“ von Herkunftsnationen, so Ines Fleck. Viele Schüler hätten bereits Rassismuserfahrungen gemacht. Andere bringen verstörende Geschichten aus ihren Heimatländern mit, die im Rahmen einer solchen Projektwoche erstmals Raum fänden, erzählt Jung – und die einem die eigenen Privilegien in Deutschland bewusst machten: „Zugang zu ärztlicher Versorgung, unabhängige Gerichte, all so etwas“, gibt er Beispiele.

Bei einer Station wird zu diesem Thema auch ein „Diversity Walk“ umgesetzt. Dabei starten alle Teilnehmer an derselben Linie im Raum und gehen einen Schritt vor, wenn sie eine bestimmte Erfahrung gemacht oder ein bestimmtes Privileg genossen haben. Jeder Schüler bekommt einen Zettel mit einer „Identität“: So wird der eine zur „33-jährigen Reinigungskraft russischer Herkunft“, die andere zum „16-jährigen Geflüchteten aus Syrien“. Dass wir in einer Gesellschaft zusammenleben, jedoch völlig unterschiedliche Lebensrealitäten haben können – diese Erkenntnis sei ein wichtiger Schritt zu mehr Solidarität und Respekt.

Der spielerische Ansatz kommt gut an. „Man merkt, dass man nur gemeinsam vorankommt und es gut ist, zusammenzuarbeiten“, zieht David Janzen ein positives Fazit. Der 19-Jährige hat sich auch vor der Projektwoche schon politisch informiert, fühlt sich jetzt für die Wahl jedoch noch besser gewappnet. „Mit dem, was die Parteien genau wollen, hatte ich mich noch nicht auseinandergesetzt“, räumt Mitschüler Jonas Frimann ein. Und selbst wenn die Wahlentscheidung keine leichte sei: Die Freiheit zu wählen wollen sie in jedem Fall wahrnehmen. Jetzt gleich in der Schulaula – und am Sonntag im „echten“ Wahlbüro“, heißt es in dem Bericht der Lippischen Landeszeitung. (Zitiert nach: Annika Langhagel, Gemeinsam Demokratie aufbauen, in: Lippische Landeszeitung, 21. Februar 2025, S. 17.)