NEIN HEISST NEIN! Ein Workshop zum Thema „Sexualisierte Gewalt“ am Lüttfeld-Berufskolleg

Eine Informationsveranstaltung über den Schutz vor sexualisierter Gewalt: Annika Elmers (4. von links) und Solveig Kloß (5. von links) von der Frauenberatungsstelle Alraune e.V. und die Schulsozialarbeiterin des Lüttfeld-Berufskollegs Sabrina Braitmaier (6. von links) zusammen mit Schülerinnen des Beruflichen Gymnasiums des Lüttfeld-Berufskollegs.

Lemgo. Die Frauenberatungsstelle Alraune e.V. aus Detmold veranstaltete am Lüttfeld-Berufskolleg einen Workshop zum Thema „Sexualisierte Gewalt“. Eine Klasse des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales nahm im Rahmen des Unterrichts im Fach Gesundheitswissenschaften unter der Leitung von Marion Burchart an dem Workshop teil, der sehr informativ und spannend gestaltet war. Die Pädagogin, Soziologin und Systemische Beraterin Annika Elmers und die Diplom-Sozialpädagogin, Deeskalationstrainerin und Lösungsfokussierte Beraterin Solveig Kloß von der Frauenberatungsstelle Alraune sprachen im Rahmen des Workshops über „Sexualisierte Gewalt“ als eine Form von Gewalt, bei der Sexualität als Mittel zur Machtausübung, Demütigung und Kontrolle eingesetzt wird. Es geht dabei nicht um sexuelle Bedürfnisse oder Lust, sondern um den Missbrauch von Macht. Sexualisierte Gewalt kann in vielen Formen auftreten und betrifft Menschen jeden Alters, Geschlechts und jeder Herkunft. „In 98 Prozent der Fälle sind Mädchen und Frauen betroffen. Aber auch Jungen und Männer erleben sexualisierte Gewalt“, hieß es. Die Klasse beschäftigte sich etwa mit der Frage, „ab wann Nähe für mich in Ordnung ist und ab wann ich Nähe nicht mehr in Ordnung finde“. Schnell wurde klar, dass sexualisierte Gewalt beginnt, sobald sich jemand bedrängt und eingeengt fühlt. Diese Grenze legt jeder Mensch für sich selber fest und diese Grenze gilt es auch zu respektieren. So hieß es: „Höre auf dein Bauchgefühl! Wenn dich jemand bedrängt oder unangenehm berührt, überlege nicht, was diese Person von dir will. Überlege, was du willst. Auch dann, wenn du diese Person gerne magst. Nimm dich wichtig, glaube an dich selbst und an deine Kraft.“

„Anhand von Abbildungen und Fallbeispielen konnten wir unsere eigenen Eindrücke und Grenzen erkennen und benennen“, berichtet eine Schülerin. „Der Workshop war interessant, weil wir aktiv mitmachen und etwas Neues dazulernen konnten. Besonders informativ fand ich, dass wir über die möglichen Strafen bei sexualisierter Gewalt gesprochen haben.“

Zudem erhielten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Workshops Informationsmaterial, etwa zum Thema „Sicher unterwegs“ mit klaren Botschaften: „Nein heißt nein“ – Alles ist erlaubt, wenn du glaubst in Gefahr zu sein: Du darfst NEIN! Sagen, unfreundlich sein, schreien, treten, kämpfen, weglaufen und Hilfe holen.“ Und auf die Frage, was ich im Notfall für mich oder andere tun kann, wurde empfohlen: „Ich kann abwehren und helfen, ohne mich selber in Gefahr zu bringen, andere aktiv und direkt zur Mithilfe auffordern, genau beobachten und mir Täter- bzw. Täterinnen-Merkmale einprägen, Hilfe holen unter dem Notruf 110 und mich als Zeuge bzw. Zeugin zur Verfügung stellen.“ Auch gab es konkrete Hinweise, was bei sexualisierter Gewalt zu tun ist: „Wenn dich jemand betatscht, gegen deinen Willen küsst und festhält, dich vergewaltigt oder es versucht, wird dir sexuelle Gewalt angetan. Wende dich an eine Person, der du vertraust. Gemeinsam könnt ihr überlegen, was du als nächstes tun möchtest. Du brauchst jetzt noch keine Entscheidung bezüglich einer Anzeige treffen. Du hast aber die Möglichkeit nach einer (versuchten) Vergewaltigung dich medizinisch versorgen zu lassen und alle Tatspuren vertraulich zu sichern.“ Die Frauenberatungsstelle Alraune e.V. in Detmold leistet konkrete Hilfe: „Hier findest du Frauen, die dir bei der Verarbeitung deiner Erfahrungen helfen und dich gegebenenfalls auch bei einer Anzeigenerstattung unterstützen“:

Eine Schülerin fand besonders positiv, dass auch die Schulsozialarbeiterin Sabrina Braitmaier bei diesem Workshop anwesend war, „was uns verdeutlicht hat, dass wir jeder Zeit Unterstützung bekommen können, wenn wir Probleme haben – sei es bei sexualisierter Gewalt oder auch in anderen Konfliktsituationen. Insgesamt hat mir der Workshop sehr gut gefallen. Ich habe viel mitgenommen und bin dankbar für die wertvollen Informationen“, berichtet die Schülerin.

Die Frauenberatungsstelle Alraune e.V. ist unter der Telefonnummer 05231 – 20177 zu erreichen.